Zeguni Vol. 5 Chap. 2 – Erzählung

„Du bist schließlich unser Anführer“ spricht das Mädchen. Ich bin verwirrt.

„Ich? Ein Anführer? Und von wem genau?“ Sie kratzt sich am rechten Auge.

„Du erinnerst dich nicht? Wir haben gegen das Regime von Doth Lyrus gekämpft. Gegen die Tyrannei und den Rassismus von ihm.“ Was soll ich sagen? Ich erinnere mich wirklich nicht.

„Nein.. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin, wo ich bin, was ich bis jetzt gemacht habe und was ich noch machen werde.“

Verwirrt, doch auch leicht ängstlich schaut sie mich an. „Also weißt du auch nicht mehr, was mit unserer Gruppe geschah?“ „Nein. Es tut mir leid.“

Stille

„Sie wurden ermordet. Einer nach dem anderen. Unser letztes Versteck wurde von der Polizei überfallen. Die meiste wurden getötet, wenige wurden mitgenommen, um sie zu befragen.“ Und nach diesem Satz folge noch mehr Stille.

Ein Kribbeln in meiner Magengegend. Ich fühle mich so, als hätte ich gute Freunde verloren. Aber wieso?

„Und wir beide sind die letzten, die überlebt haben. Wir beide müssen diesen Wahnsinn stoppen.“ „Aber wie?“ „Ich weiß es nicht. Aber wir müssen. Vielleicht wenn wir uns mit anderen Gruppen zusammen tun, oder wenn wir neue Leute finden. Oder wenn wir… wenn wir…“

Das Mädchen fängt an zu heulen. Sie fällt auf die Knie und schreit. Weinend und schluchzend Kniet sie vor mir. Ich weiß nicht, was ich machen soll.

Sie spricht: „Ich weiß doch auch nicht, was wir machen sollen. Wir haben niemanden. Und jetzt hast du auch noch dein Gedächtnis verloren. Ich hab Angst! Ich hab Angst!“ „Hey! Alles wird gut! Entspann dich! Ich bin für dich da. Ich helf dir. Wir schaffen das. Zusammen. Okay?“

Mit Tränen in den Augen umarmt sie mich. Ihre Stimme ist um einiges sanfter, als noch vor wenigen Minuten. „Wirklich?“ „Wirklich! Aber davor musst du mir noch ein paar Einzelheiten erzählen. Wer waren wir, gegen wen haben wir genau gekämpft, was haben wir bis jetzt erreicht, sowas.“

Sie stellt sich langsam wieder hin und räuspert sich. „Natürlich. Also. Wir hatten keinen wirklichen Namen. In den Medien wurden wir immer nur als ‚Die Protestanten von Ebene 2‘ bezeichnet.“ „Apropos, was hat es mit den Ebenen auf sich?“

„Es gibt 5 Ebenen. Auf der untersten, der ersten, leben die Armen. Die, die nichts haben. Sie leben in Holzhütten. Auf der zweiten Ebene leben die, die sich das Leben dort gerade noch so leisten können. Sie handeln oft mit illegalen Waren, um sich über Wasser halten zu können. Auf der dritten Ebene wohnen die normalen Personen. Die, die einen Beruf haben und sich das Leben dort leisten können. Auf der vierten Ebene leben die Politiker. Und auf der fünften leben Doth Lyrus und die 4 Ebenenpräsidenten. Jeder von ihnen ist der Präsident einer der Ebenen. Und Doth Lyrus ist der Lord dieser Stadt.“

„Verstehe. Deshalb waren da diese leuchtenden, dünnen, hellblauen Wege in der Luft.“ Sie lacht. „Du meinst wahrscheinlich die Prothenographenwege.“ „Vermutlich. Wie bereits gesagt, ich kenne hier nichts mehr. Aber weil du gesagt hast, dass er der ‚Lord dieser Stadt‘ sei. Es gibt auch andere Städte?“

„Nein, nicht wirklich. Diese Stadt ist die letzte, die es noch gibt. Vor Jahrhunderten sollen sich Götter und Dämonen bekämpft haben. Dabei haben die Dämonen gesiegt. Die Menschen fingen an, die Dämonen anzubeten. Und dadurch wurden die Götter aggressiv und fingen an, diese Welt langsam zu zerstören. Sie brachten große, weiße Monster hierher. Die Menschen fingen an, Mauern zu bauen. Und letztendlich fingen sie an, diese Stadt hier zu bauen. Das ganze war vor ungefähr 5000 Jahren. Aber es sind nur legenden.“

Wow. Götter und Dämonen? Das klingt unglaublich. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Auf jeden Fall. Ich erzähle dir jetzt weiter, wer wir sind, beziehungsweise wer wir waren. Man nannte uns ‚Die Protestanten der zweiten Ebene‘. Wir haben versuche, Doth Lyrus zu Fall zu bringen. Dafür haben wir erstmal versucht, uns von Ebene zu Ebene hochzuarbeiten. Irgendwann waren wir fast soweit. Doch dann hat sich rausgestellt, dass wir einen Verräter hatten. Er soll die rechte Hand von Doth Lyrus gewesen sein. Er verriet Doth und der Polizei unseren Standort. Du und ich waren die einzigen Personen, die an diesem Tag nicht im Versteck waren.“

Wow.. Wir waren so weit, aber im letzten Moment brach alles zusammen. Puh.

„Wie auch immer. Unsere höchste Priorität sollte nun darin liegen, uns neue und vertrauenswürdige Leute in’s Team zu holen. Es soll eine Gruppe auf der zweiten Ebene geb-“ Es klopft an der Tür.

Sie flüstert: „Psst!“ und hebt ihren Finger vor den Mund.

„Pizzaservice. Sie haben die Nummer 3 bestellt? Zusammen mit einem Delmore Whisky?“

. . .

„Dann geh ich wieder.“

Wir warten ein paar Sekunden.

„Ist er weg?“ „Ich glaube nicht.“

Die Türe wird eingetreten. Mallek weiß nicht, wie er reagieren soll. Und das Mädchen genauso wenig. Der Mann, welcher die Türe eingetreten hat, schaut Mallek vorwurfsvoll an.

Er trägt eine dünnere, schwarze Jacke mit weißem Pelz an der Kapuze, darunter ein schwarzes Shirt. Seine Hose ist beige.

„Du hast mich doch vorgestern noch gefragt, ob ich euch helfen kann. Und jetzt ignorierst du mich?“ sagt er.

„Kenn… Kenn ich dich?“ dieser Typ kommt mir nicht bekannt vor. Wiederum kommt mir diese komplette Welt nicht bekannt vor.

„Soll das ein Witz sein? Wir sind seit 4 Jahren freunde?“

„Mallek hat all seine Erinnerungen verloren. Sei ihm nicht böse“ sagt das Mädchen.

„Oh, das ist ja mal mega scheiße.“ … „Kann ich euch trotzdem helfen? Ich würde nämlich auch gerne etwas gegen diesen Lyrus Typen da unternehmen.“

Sie überlegt. „Also wenn du seit 4 Jahren mit Mallek befreundet bist, dann kann er, und auch ich, dir sicherlich vertrauen.“

„Absolut. Wegen dem Typen darf ich nicht mehr mit meinem M27T4 rumfahren. Immerhin habe ich noch meinen M26T4.“ „Wieso? Was ist passiert?“ „Ich hab jemanden angefahren. Und das soll jetzt mord gewesen sein.“

Was?!“ „Spaß. Ich konnte das Geld nicht zahlen. Jetzt wurde er mir weggenommen.“ „Oh. Ich dachte schon.“

Es scheint, als würden sich die beiden schon relativ gut verstehen.

„Nun, wie heißt du überhaupt?“ „Nora. Und du?“ „Arakan.“

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